Pfingsten

Der «Heilige Geist», das klingt für manche seltsam. Doch hinter dieser Bezeichnung steckt die Kraft Gottes, die Herzen in Brand steckt, die Begeisterung auslöst, die Leben weckt. Wie auch Sie hinter das Geheimnis lebendigen Glaubens kommen.

Wer bei dem Begriff «Heiliger Geist» an ein Gespenst denkt, hat weit gefehlt. Assoziieren sie den Heiligen Geist lieber mit anderen Wörtern aus unserem Sprachgebrauch: Begeistert, geistreich, Geistesblitz, Teamgeist, Geistesgegenwart, Forschergeist oder Geisteskraft. Diese Begriffe reichen zwar lange nicht aus, um die dritte Person der Dreieinigkeit zu beschreiben, bringen einen aber vielleicht schon mal auf die richtige Spur.

 

 

 

 

Pfingstszene aus dem ehem. gotischen Hochaltar der Stiftskirche Rottenbuch

Wie die Bibel den Heiligen Geist beschreibt

Eines der Worte, das die Bibel für den Heiligen Geist verwendet, ist das hebräische «Ruach». Es kann auch mit «heiliger Atem» oder «alles durchdringender Wind» übersetzt werden. Zum Beispiel ist der Heilige Geist bei der Schöpfung mitbeteiligt. Gott bläst seinen «Lebensatem» in den Menschen, macht ihn so lebendig.

Ein wunderschönes Bild findet sich in Jesaja. Es wird beschrieben, wie zerstört und traurig Leben ohne Gott ist, «bis der Geist Gottes aus der Höhe über uns kommt. Dann wird die Wüste in einen Obstgarten verwandelt...» (Jes 32,15). Dieses Bild lässt sich auf die Seele des Menschen übertragen, aber auch auf den Glauben. Ohne den Heiligen Geist ist der Glaube bloss tote Religion. Mit dem Geist Gottes wird aus trockenen Regeln eine lebendige Beziehung zu Gott, die inspirierend ist und Wunderschönes hervorbringt.

Der Heilige Geist wird in der Bibel auch als die Gegenwart Gottes bezeichnet. Als «Geist des Lebens aus Gott», als der «Innenwirkende», der Tröster, Beistand, Helfer.

 

Interessant ist, dass er mehr als eine unsichtbare Macht ist. Er wird als Person beschrieben, die Gott gleichgestellt ist. Jesus hat seinen Jüngern aufgetragen, die Menschen «im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes» zu taufen (Matthäus, Kapitel 28, Vers 19). Für ihn ist die Dreieinigkeit Gottes selbstverständlich.

 

Vom Heiligen Geist erfüllt werden 

Jesus hat versprochen, dass nach ihm einer kommt, der seine Stelle einnimmt. Der uns hilft und uns nie verlässt. Er hat sogar gesagt, dass es für uns besser ist, wenn er geht, damit der Heilige Geist kommen kann. 

An Pfingsten feiern wir, das dieses Versprechen wahr geworden ist und bis heute gilt. Durch den Heiligen Geist ist Gott erfahrbar und nahe. Der Glaube ist eine begeisternde Sache, etwas, das eine trockene Wüste zum Blühen bringt. So wie der Heilige Geist an Pfingsten auf die Jünger «ausgegossen» wurde, so erfüllt Gott auch heute noch Menschen mit dem Heiligen Geist.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen in Ihrem Leben und Ihrem Glauben etwas fehlt, dann denken Sie darüber nach, ob es nicht vielleicht ein ganz persönliches Pfingsten ist, das Sie brauchen.

 

VENI CREATOR SPIRITUS - KOMM, SCHÖPFER GEIST

wie wirkt der Heilige Geist?

Diese Frage beschäftigt uns sehr oft in der Firmvorbereitung, worauf die Firmbewerber oft nicht recht zu antworten wissen. In schlauen Büchern und etwas hilflosen Firmkursen wird die Wirkung des Heiligen Geistes meist mit "Begeisterung" umschrieben. Aber was ist damit gemeint: „Begeisterung“?

Begeisterung ist auch, was wir im Fussballstation erleben, wenn der FC Bayern gegen Dortmund spielt (und gewinnt). Auch wenn wir uns oftmals so eine Begeisterung, wie sie im Stadion herrscht, in unserer Kirche wünschen würden… diese laute, aufdringliche und oberflächliche Begeisterung entspricht, denke ich, so gar nicht der tiefgründigen, sanften und einfühlsamen Handschrift Gottes. 

Deshalb würde ich das Wirken des Heiligen Geistes nicht mit „Begeisterung“ umschreiben, sondern mit dem Begriff: “Mut!“ Jener Mut, der die verängstigen Jünger damals an Pfingsten gepackt und befähigt hat, die wahrhaftige Botschaft Jesu Christi in alle Welt hinauszutragen. Zu Pfingsten ist oft die Rede vom "Geist der Wahrheit"  oder eben: Der Mut zur Wahrheit. 

 

Wir verwechseln oft „Wahrheit“ mit „Mehrheit“. Aber was falsch ist bleibt falsch, auch wenn es die Mehrheit lautstark einfordert, vorgibt oder feststellt. Mehrheit ist nicht immer Wahrheit! Und gerade an diesem Punkt laufen wir derzeit in allen Lebensbereichen ganz groß Gefahr, uns ins Bockshorn jagen zu lassen. Wenn auch die Mehrheit um uns herum den Glauben ablehnt, Gott leugnet oder sogar lächerlich macht, dann ist auch das nicht die Wahrheit. 

 

Der Heilige Geist, er gibt uns den Mut zum Glauben; den Mut zur Wahrheit. 

Dazu eine kleine Geschichte: Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts wanderte eine Familie aus Süditalien in die Vereinigten Staaten aus. Da sie nicht genügend Geld hatten, um das Essen in einem Restaurant zu bezahlen, nahmen sie sich Reiseproviant mit: Brot und Käse. Als die Tage und Wochen verstrichen, vertrocknete das Brot und verschimmelte der Käse. Der Sohn hielt es schließlich nicht mehr aus und weinte nur noch. Die Eltern nahmen das wenige Geld, das sie noch hatten, und gaben es ihm, damit er ins Restaurant gehen könnte, um etwas zu sich zu nehmen. Der Sohn ging, aß und kehrte unter Tränen zu seinen Eltern zurück: „Was denn? Wir haben alles ausgegeben, um dir ein gutes Essen zu zahlen, und du weinst immer noch?“ – „Ich weine, weil ich entdeckt habe, dass eine Mahlzeit pro Tag im Restaurant im Preis inbegriffen war und wir die ganze Zeit über Brot und Käse gegessen haben.“ 

 

So auf ihre Not fixiert, haben sie nicht realisiert, dass das wunderbare Essen schon im Preis inbegriffen war. Sie sind in ihrer Not und in den Sorgen stecken geblieben. Auch viele Christen leben so, dass sie sich von steinhartem, alten Brot und  schimmeligen Käse über Wasser halten… – ohne Freude und ohne Begeisterung. Da fixieren wir uns nur auf die Krisen, Nöte und Probleme in unserer Kirche. Selbst führende Vertreter unserer Kirche mischen da kräftig mit! Alte, oft längst und ausgiebig behandelte Streitfragen werden - wie altes Essen - immer und immer wieder aufgewärmt. Aber diese aufgewärmte Suppe, die an so manchen Wegen dargereicht wird, schmeckt niemandem und überzeugt keinen!

 

Und ein echtes Pfingsten wäre dann dieser besondere Moment in unserem Leben, an dem es „Klick“ macht im Hirn und im Herz, der Moment, wo wir DIE Wahrheit erfahren, dass wir jeden Tag das Gute, Schöne, Freudenspendende und Hoffnungsvolle genießen könnten, uns vom reich gedeckten Tisch des Glaubens satt essen dürften. Wenn wir erkennen, dass all das, was wir brauchen, was uns Freude, Hoffnung, ja was uns Mut macht, dass alles schon sozusagen „im Preis, Christ zu sein, inbegriffen“ ist. Ein Christ hat das „All-inclusive-Paket“ bekommen. Sie alle zahlen bestimmt einiges an Kirchensteuer: Also machen Sie davon auch reichlich Gebrauch! 

 

Lassen wir uns den Glauben nicht mies und madig machen, von den Stimmen und Stimmungen um uns herum, auch wenn sie die Mehrheit sein sollten. Wir folgen der Wahrheit, wir folgen dem Geist, dem Heiligen Geist. Nicht dem Zeitgeist. Und notfalls haben wir Christen auch den Mut, uns einer „Mehrheit“ entgegenzusetzen. 

Und so will ich Ihnen einige mutmachende Worte unserer Päpste ans Herz legen, denn gerade unsere Hirten in Rom sind mir oft ein Zeichen und Beweis dafür, dass der Heilige Geist immer noch in unserer Kirche am Wirken ist. 

So sagte Papst Franziskus: „Wir sollten mehr Mut haben, den Glauben an den auferstandenen Christus zu bezeugen. Habt mehr Mut als Christen zu leben." Und Papst Benedikt XVI.: „Habt Mut euch an Christus zu orientieren, denn wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Schliesslich sagte Johannes Paul II. das besonders schöne Wort: „Habt den Mut, die Heiligen des dritten Jahrtausends zu werden!“